Selbstfürsorge für pflegende Angehörige
Die Pflege eines nahestehenden Menschen ist eine Aufgabe von unschätzbarem Wert. Doch sie fordert viel Kraft, Zeit und Energie. Wer ständig für andere sorgt, darf sich selbst nicht vergessen. **Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern die Basis**, um langfristig die Pflege leisten und gesund bleiben zu können.
Warum Selbstfürsorge entscheidend ist
Viele pflegende Angehörige kennen das Gefühl, am Limit zu sein. Dauerhafte Belastung kann zu Erschöpfung, Burnout und körperlichen Beschwerden führen. Sie können nur dann gute Pflege leisten, wenn Sie selbst gesund und in der Lage sind, auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Selbstfürsorge ist der Weg, um neue Kraft zu schöpfen und Überlastung vorzubeugen.
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Praktische Strategien für Ihren Alltag
Körperliche Gesundheit stärken
- Bewegung fest einplanen: Schon 10 Minuten Spaziergang an der frischen Luft oder einfache Dehnübungen können helfen. Bewegung löst Spannungen und beugt Schmerzen vor.
- Rückenschonend arbeiten: Besuchen Sie einen Pflegekurs, um zu lernen, wie Sie Ihren Angehörigen rückenschonend heben und lagern.
- Ausreichend schlafen und essen: Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und genügend Schlaf, um körperlich widerstandsfähig zu bleiben.
Mentale Stärke aufbauen
- Pausen schaffen: Planen Sie bewusst kleine Auszeiten ein – auch nur 5 bis 10 Minuten, um in Ruhe einen Tee zu trinken, Musik zu hören oder tief durchzuatmen.
- Gefühle zulassen: Schuldgefühle und Frustration sind normal. Sprechen Sie mit Freunden, der Familie oder in einer Selbsthilfegruppe darüber.
- Entspannungstechniken nutzen: Einfache Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen, in Stressmomenten wieder zur Ruhe zu kommen.
Einfache Atemübung für Stressmomente
- Setzen Sie sich bequem hin und lockern Sie Ihre Schultern.
- Atmen Sie langsam durch die Nase ein (zählen Sie dabei bis 4).
- Halten Sie den Atem für 4 Sekunden an.
- Atmen Sie langsam durch den Mund aus (zählen Sie dabei bis 6).
- Wiederholen Sie diese Übung 5-10 Mal, bis Sie sich ruhiger fühlen.
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Unterstützung annehmen und delegieren
Sie müssen nicht alles allein schaffen. Lernen Sie, Aufgaben abzugeben und Hilfe anzunehmen.
- Soziale Kontakte pflegen: Treffen Sie Freunde oder tauschen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen aus. Der Austausch kann Ihnen Kraft geben und das Gefühl der Isolation mindern.
- Professionelle Entlastung: Es gibt viele Angebote, die Ihnen planbare Pausen ermöglichen:
- Kurzzeitpflege: Für eine Erholungspause von bis zu 8 Wochen pro Jahr.
- Verhinderungspflege: Wenn Sie verhindert sind, kann die Pflege für bis zu 6 Wochen pro Jahr von einem Dienst übernommen werden.
- Tages- oder Nachtpflege: Ermöglicht Ihnen, tagsüber oder nachts Freiräume zu schaffen.
- Finanzielle Unterstützung: Nutzen Sie den monatlichen **Entlastungsbetrag von 125 €**, um beispielsweise eine Haushaltshilfe oder Alltagsbetreuung zu finanzieren.
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Frühe Warnsignale erkennen
Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und Ihrer Psyche. Nehmen Sie die folgenden Warnzeichen ernst:
- Andauernde Müdigkeit oder Schlafprobleme
- Reizbarkeit, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit
- Körperliche Beschwerden ohne erkennbare Ursache (z.B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen)
- Gefühl, nicht mehr abschalten zu können
- Verlust von Freude an Hobbys oder sozialen Kontakten
Selbst-Check für Ihren Alltag
Nehmen Sie sich jeden Tag eine Minute Zeit für diese Fragen:
- Habe ich heute bewusst etwas nur für mich getan?
- Habe ich alle Hilfsangebote genutzt, die mir zustehen?
- Welche Aufgabe kann ich heute delegieren oder vertagen?
- Was hat mir heute ein Lächeln geschenkt?
Hinweis: Diese Informationen dienen der Orientierung und ersetzen keine ärztliche oder psychologische Beratung. Wenden Sie sich bei akuten Belastungen an Fachärzte, Beratungsstellen oder die Telefonseelsorge (0800 111 0 111).