MDK-Begutachtung: So bereiten Sie sich vor
Der Termin mit dem Medizinischen Dienst (MDK) ist entscheidend für die Einstufung in einen Pflegegrad. Eine gute Vorbereitung stellt sicher, dass der tatsächliche Pflegeaufwand und die Belastung für Sie vollständig erfasst werden. Mit diesem Leitfaden sind Sie bestens gerüstet.
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Phase 1: Vor der Begutachtung
Das Pflegeprotokoll: Ihr wichtigstes Werkzeug
Das Pflegeprotokoll ist der Schlüssel zur korrekten Einstufung. Führen Sie es **mindestens eine Woche lang** und notieren Sie ganz konkret, welche Unterstützung zu welcher Tageszeit notwendig ist. Denken Sie daran: Der Gutachter sieht nur einen Moment Ihrer Realität. Ihr Protokoll zeigt das wahre Bild.
Tipp: Notieren Sie nicht nur, **was** Sie tun, sondern auch **wie lange** es dauert und **welche Herausforderungen** auftreten.
Beispiel: "5:30 Uhr: Mein Vater hat Hilfe beim Aufstehen benötigt und brauchte 15 Minuten, um sich auf den Bettrand zu setzen. Er war desorientiert und hat mehrmals nach meiner Hand gegriffen."
Dokumente & Unterlagen vorbereiten
Sammeln Sie alle relevanten Papiere in einem Ordner. So haben Sie beim Termin alles griffbereit:
- Aktuelle Arztberichte, Befunde und Diagnosen (möglichst nicht älter als ein Jahr).
- Den aktuellen Medikamentenplan.
- Eine Liste aller genutzten Hilfsmittel (Rollstuhl, Pflegebett, Rollator, Inkontinenzmaterial).
- Ein Tagebuch, in dem Sie besondere Vorkommnisse wie Stürze, Gedächtnisprobleme oder Stimmungsschwankungen festhalten.
Checkliste zur Vorbereitung
- Pflegeprotokoll (mind. 1 Woche geführt)
- Ärztliche Unterlagen und Diagnosen
- Medikamentenplan
- Liste aller Hilfsmittel
- Fragen an den Gutachter notieren
- Bezugsperson zur Begleitung einladen
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Phase 2: Während der Begutachtung
Kommunikation & Darstellung der Situation
Der Gutachter prüft die **sechs Module der Pflegebegutachtung** (Mobilität, kognitive Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Selbstversorgung, Umgang mit Krankheit und Gestaltung des Alltags). Ihre Aufgabe ist es, ihm ein realistisches Bild zu vermitteln – ohne zu beschönigen oder zu übertreiben.
- **Bleiben Sie ehrlich:** Schildern Sie die Situation so, wie sie ist – auch an einem schlechten Tag. Wenn Ihr Angehöriger bei der Begutachtung plötzlich selbstständig ist, erklären Sie, dass dies eine Ausnahme ist.
- **Geben Sie konkrete Beispiele:** Zeigen Sie dem Gutachter typische Alltagssituationen. Demonstrieren Sie, wie das Anziehen, die Körperpflege oder das Essen ablaufen.
- **Sprechen Sie über die Belastung:** Weisen Sie auf die psychische und körperliche Belastung hin, die der Pflegeaufwand mit sich bringt – insbesondere nachts.
- **Zeigen Sie Ihre Dokumente:** Übergeben Sie Ihr Pflegeprotokoll, die Arztberichte und Medikamentenpläne. Sie sind die stärksten Beweise für den Pflegebedarf.
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Phase 3: Nach der Begutachtung
Bericht & Widerspruch
Nach einigen Wochen erhalten Sie den Begutachtungsbericht und den Bescheid über den zugewiesenen Pflegegrad. Nehmen Sie sich Zeit, diese Unterlagen sorgfältig zu prüfen.
Achtung: Wenn Sie mit der Entscheidung nicht einverstanden sind, legen Sie **innerhalb eines Monats Widerspruch** ein. Sie müssen keine Begründung angeben. Fordern Sie den vollständigen MDK-Bericht an und lassen Sie sich von einem Pflegestützpunkt oder einer Pflegeberatung (nach § 7a SGB XI) beraten, um den Widerspruch zu begründen.
Häufige Fragen
- Kann ich eine Begleitperson mitbringen? Ja, unbedingt. Nehmen Sie eine zweite Vertrauensperson mit, die die Situation ebenfalls schildern kann.
- Wie lange dauert der Termin? Meist 30–60 Minuten.
- Muss mein Angehöriger sprechen? Nein. Ihre Beobachtungen und das Pflegeprotokoll sind entscheidend.