Pflege bei Demenz & nach Schlaganfall – Leitfaden für Angehörige
Die Pflege eines Angehörigen mit Demenz oder nach einem Schlaganfall ist eine besondere Herausforderung. Sie erfordert nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern auch viel Geduld und emotionale Stärke. Dieser Leitfaden bietet Ihnen konkrete Ratschläge und zeigt Wege auf, wie Sie die Pflege optimal gestalten können, ohne sich selbst zu überfordern.
Pflege bei Demenz: Verständnis, Struktur und Sicherheit
Demenz ist mehr als nur Vergesslichkeit. Die Erkrankung verändert die Persönlichkeit, das Verhalten und die Wahrnehmung. Als pflegende Person ist es Ihre Aufgabe, eine Umgebung zu schaffen, die Sicherheit und Geborgenheit bietet.
Umgang und Kommunikation
- Mit Geduld begegnen: Widersprechen Sie nicht, wenn Aussagen nicht der Realität entsprechen. Versuchen Sie stattdessen, auf die dahinter liegenden Gefühle einzugehen.
- Einfache, klare Sprache: Vermeiden Sie komplexe Sätze. Stellen Sie einfache Ja/Nein-Fragen.
- Routinen schaffen: Ein fester Tagesablauf reduziert Verwirrung und Unsicherheit. Rituale bei den Mahlzeiten oder der Körperpflege geben Halt.
- Sinne anregen: Sanfte Berührungen, Musik aus der Jugendzeit oder das gemeinsame Betrachten von Fotos können positive Emotionen wecken.
Tipp für den Alltag: Legen Sie Kleidung für den Tag einfach nacheinander auf das Bett, um die Auswahl zu erleichtern. Hängen Sie Bilder oder Schilder an Schränke und Türen, um die Orientierung zu verbessern.
Sicherheit in der Umgebung
- Sturzvorsorge: Entfernen Sie lose Teppiche, sorgen Sie für gute Beleuchtung, vor allem nachts, und montieren Sie Haltegriffe im Bad und in den Fluren.
- Weglaufschutz: Für Demenzerkrankte mit Bewegungsdrang kann ein GPS-Tracker oder ein Bewegungsmelder an der Haustür sinnvoll sein.
- Gefahrenquellen sichern: Schließen Sie Medikamente und gefährliche Substanzen weg. Installieren Sie einen Herd- oder Herdschutzschalter.
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Pflege nach Schlaganfall: Rehabilitation und Selbstständigkeit fördern
Nach einem Schlaganfall steht die Rehabilitation im Vordergrund. Die Pflege zielt darauf ab, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die größtmögliche Selbstständigkeit zu fördern.
Mobilität und körperliche Pflege
- Frühzeitige Rehabilitation: Arbeiten Sie eng mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden zusammen. Sie sind die wichtigsten Partner auf dem Weg zur Besserung.
- Richtiges Lagern: Achten Sie auf eine korrekte Lagerung, um Druckgeschwüren vorzubeugen und die Beweglichkeit zu erhalten.
- Motivieren, nicht bevormunden: Geben Sie der pflegebedürftigen Person Raum, so viel wie möglich selbst zu tun, auch wenn es länger dauert. Kleine Erfolge stärken das Selbstvertrauen.
Kommunikation und kognitive Fähigkeiten
- Geduld bei Sprachproblemen: Aphasie ist eine häufige Folge von Schlaganfällen. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie aufmerksam zu und nutzen Sie alternative Kommunikationsmittel wie Bildkarten.
- Gedächtnis trainieren: Übungen für Gedächtnis und Konzentration können den Heilungsprozess unterstützen. Nutzen Sie Spiele, Puzzles oder einfache Rechenaufgaben.
Tipp für die Reha: Nutzen Sie Hilfsmittel wie spezielles Besteck, Tellerränder oder Trinkbecher mit zwei Griffen, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Ein angepasster Tagesablauf hilft, die Energie zu bündeln.
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Gemeinsame Tipps: Rechtliche und finanzielle Unterstützung nutzen
Unabhängig von der Erkrankung ist es essenziell, dass Sie sich selbst nicht aus den Augen verlieren. Die richtige Organisation und der Einsatz externer Hilfen sind entscheidend.
- Professionelle Pflegeberatung: Wenden Sie sich an einen Pflegestützpunkt oder Ihre Pflegekasse. Pflegeberater helfen Ihnen, die passende Unterstützung zu finden und Anträge zu stellen.
- Finanzielle Hilfen: Nutzen Sie den monatlichen **Entlastungsbetrag** (bis zu 125 €), um beispielsweise eine Betreuungsperson oder Haushaltshilfe zu finanzieren. Überlegen Sie auch, ob Kurzzeit- oder Verhinderungspflege sinnvoll ist.
- Pflegekurse: Viele Pflegekassen bieten kostenlose Kurse an, in denen Sie nicht nur praktische Pflegetechniken lernen, sondern auch wertvolle Tipps für den Umgang mit den emotionalen Belastungen erhalten.
- Selbstfürsorge: Planen Sie ganz bewusst Pausen und Freiräume für sich selbst ein. Nur wenn Sie fit bleiben, können Sie die Pflege auf Dauer meistern.
Hinweis: Diese Informationen dienen der Orientierung und ersetzen keine individuelle medizinische, pflegerische oder rechtliche Beratung. Wenden Sie sich für konkrete Fragen an Ärzte, Therapeuten, Pflegestützpunkte oder anerkannte Pflegeberater.